Aktivitäten der GfH


Die Hachenburger Landwehranlage

Exkursion zum längsten Bodendenkmal in Hachenburg

 

Dr. Moritz Jungbluth

 

Die meisten Spuren der Menschheitsgeschichte finden sich im Boden. Archäologische und paläontologische Denkmäler sind wichtige Bestandteile unserer historisch gewachsenen Kulturlandschaften. Viele solche stumme Zeugen unserer Geschichte befinden sich auch in unserer Region. Oftmals nur wenige Schritte vor den eigenen Haustüren entfernt.

 

Im Westerwaldkreis liegt die Erforschung und Dokumentation von Klein- und Bodendenkmälern mehrheitlich in den Händen ehrenamtlich tätiger Heimatforscher, die sich in der Regel durch ihre exzellenten Ortskenntnisse auszeichnen. Damit wird den staatlichen Stellen zugearbeitet. Der Westerwald-Verein und die Gesellschaft für Heimatkunde haben verstärkt innerhalb der letzten 3 Jahrzehnte maßgeblich an der Kartierung von Klein- und Bodendenkmälern mitgearbeitet und hierzu eine eigene Arbeitsgruppe ins Leben gerufen.

 

Der Gesetzgeber versteht unter einem Bodendenkmal „von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon aus vergangener Zeit, deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt“. Bodendenkmäler können beweglich oder unbeweglich sein, Voraussetzung ist lediglich, dass sie sich im Boden aktuell befinden oder zuvor dort befanden.

 

Dies umfasst die unbeweglichen Strukturen bzw. Befunde, wie Mauerzüge, Pfostengruben, Gräber, Siedlungsgruben, die an einen Ort gebunden sind und durch die Ausgrabung zerstört werden und bewegliche Artefakte bzw. Funde wie z.B. Tonscherben, Schmuckgegenstände, Holzreste, Steinartefakte, die für die Datierung und Interpretation eines Fundplatzes entscheidend sind.

 

Wie Befunde und Funde zusammen kommen, konnten jüngst 35 Teilnehmer aus dem gesamten Westerwald bei einer Exkursion zur Hachenburger Landwehranlage miterleben. Die Veranstaltung bildete eine Kooperation zwischen dem Stadtarchiv Hachenburg, dem Stadtforst Hachenburg sowie dem Landschaftsmuseum Westerwald, dem Fachbereich Kultur im Westerwald-Verein und der Gesellschaft für Heimatkunde. Den Auftakt in der Ausstellungshalle des Landschaftsmuseums bildete eine thematische Einführung durch den Museumsleiter Dr. Moritz Jungbluth. Ein offizieller Sondengänger aus Alpenrod bereicherte die Ausführungen durch Bodenfunde, die er am Horhäuser Schlag im Stadtwald gemacht hatte. Herr Dr. Jens Friedhoff als Leiter des Stadtarchivs Hachenburg referierte im Anschluss über die historisch-archivalische Überlieferung zur Hachenburger Landwehr. Herr Revierförster Felix Reusch und Forstwirt Thomas Schmidt zeigten die Anlage anhand heutiger Satellitenbilder und spannten damit den Bogen in die Gegenwart, wozu auf modernste forsttechnische Vermessungsmöglichkeiten zurückgriffen wurde.

 

Schließlich ging es zu Fuß in den Wald, um den jetzigen Befund der aus Gräben, Wällen und Durchgängen bestehenden Landwehranlage unmittelbar zu erleben. Dabei ergaben sich auf der rund 5 Kilometer langen Strecke für die Teilnehmer faszinierende Einblicke in die Geschichte und Lebensweise unserer Vorfahren sowie neuartige Perspektiven auf vermeintlich wohl vertraute Zeitabschnitte und Orte der Umgebung. Die Kombination aus Vorträgen, modernster Technik und der Wanderung zum längsten Bodendenkmal in Hachenburg bildeten hierzu einen ansprechenden Rahmen.



Treffen der GfH am 23. Juli 2022 im Landschaftsmuseum Westerwald

Dr. Moritz Jungbluth

 

Die Ausstellungshalle des Landschaftsmuseums in Hachenburg war am 23. Juli voll besetzt, ja es mussten vor Veranstaltungsbeginn sogar noch weitere Stühle aus der historischen Wohnküche gestellt werden, damit die 34 Teilnehmerinnen und Teilnehmer alle über einen Sitzplatz verfügten. War in den vergangenen Jahren die Tätigkeit der Gesellschaft für Heimatkunde (GfH) stark zurückgegangen bzw. blieben Treffen – nicht zuletzt durch die Pandemielage – gänzlich aus, zeigt die rege Teilnahme nunmehr doch wiederum ein deutlicheres Interesse an der Gesellschaft. Ferner konnte das Treffen im Museum auch als eine kleine Jubiläumsveranstaltung fungieren, wurde die GfH doch vor 30 Jahren ins Leben gerufen. Daher war es sehr erfreulich, dass auch die Gründungsmitglieder Hermann-Josef Hucke und Guido Feig den Weg nach Hachenburg auf sich genommen hatten. Beide engagierten sich auch bereits 1976 maßgeblich an der Gründung des Landschaftsmuseums Westerwald.

 

Als Gastgeber und Moderator begrüßte Museumsleiter Dr. Moritz Jungbluth, zugleich Fachbereichsleiter Kultur im Hauptvorstand des Westerwald-Vereins, die Teilnehmer. An ihn waren in der jüngeren Vergangenheit von unterschiedlichen Mitgliedern Anregungen zu einem Arbeitstreffen der GfH herangetragen worden. Nunmehr konnte dieses Treffen in die Tat umgesetzt werden. Zu Beginn erfolgten gemeinsame Grundsatzüberlegungen zu einer Revitalisierung der GfH-Tätigkeiten. Herr Dr. Jungbluth wurde hierzu als „Sprecher“ bestätigt und ferner festgehalten, dass sich an ihn interessierte Personen zwecks Mithilfe oder Bereitstellung von Materialien usw. wenden können. Einstimmig stand fest sich auch nächstes Jahr wieder zu treffen, wobei sich hierzu die Stadt Selters als Gründungsort des Westerwald-Vereins anlässlich des 135-jährigen Bestehens anbietet. Zusammen mit dem dortigen Zweigvereinsvorsitzenden, Herrn Rainer Gütschow, ist hierzu eine kulturhistorische Stadtwanderung zu vereinsrelevanten Schauplätzen angedacht.

 

Die ehemals existente Homepage der GfH wird in dieser Form nicht mehr reaktiviert. Alle diesbezüglichen Inhalte wird der ehemalige Webmaster, so seine vorherige Mitteilung an Herrn Dr. Jungbluth, in Druckform als Kopie in die Bestände des Landschaftsmuseums überführen. Neue Inhalte können über die Homepage des Westerwald-Vereins online gestellt werden. Die technischen Voraussetzungen hierfür seien laut Hans-Jürgen Pletz und Rainer Lemmer vom Hauptvorstand gegeben, womit nur die Inhalte geliefert werden müssten. Diesbezüglich könne etwa der vorliegende Bericht, grundsätzliche Infos über die Arbeit der GfH, deren Arbeitsgruppen oder die Chronik zum 10-jährigen Bestehen der Gesellschaft ins Netz gestellt werden. Hier wurde auch der Wunsch geäußert, nach Möglichkeit eine Liste mit Ansprechpartnern für bestimmte Forschungsbereiche oder lokale Interessensgebiete zu veröffentlichen. Eine vom Fachbereichsleiter erstellte Liste der Museen im Westerwaldkreis soll hier ebenfalls präsentiert werden.

 

Weiterhin wurde bemerkt, dass im Rahmen des nächsten Heimatkundlertreffens eine entsprechende Bewerbung der GfH und für eine stärkere personelle Verzahnung mit dieser anzustreben wären. Gleiches gilt für Geschichtsinteressierte aus den Nachbarlandkreisen, die gezielt zum nächsten GfH-Treffen eingeladen werden sollen. Auch wurde der Wunsch angesprochen, langfristig vielleicht eine Art Handreichung für Grundschulen in Sachen Heimatkunde des Westerwaldes zu erarbeiten.

 

Grundsätzlich blickten die Teilnehmer durchaus positiv in die Zukunft der GfH. Freilich kann dabei nicht wie vor 30 Jahren einfach weiter verfahren werden, sondern die Ansprüche, Inhalte und Formate sind aktuellen Bedürfnissen der Mitglieder und des öffentlichen Interesses anzupassen. Insbesondere die Schaffung eines Netzwerkes der Geschichts- und Heimatinteressierten gilt nunmehr als primäres Ziel. Das Treffen in Hachenburg hat hierzu einen ersten überschaubaren Impuls und neue Motivation beigesteuert. Wie sich dies künftig weiter entwickeln wird, hängt maßgeblich von der Einbringung möglichst vieler und verlässlicher Mitglieder ab.

 

Wie facettenreich und spannend dies sein kann, zeigten die drei Referenten anhand ihrer Vorträge aus der praktischen Forschungsarbeit eindringlich auf. Hier wurden jedem schnell bewusst, wie ausgeprägt ehrenamtliches Engagement die regionale Geschichtsarbeit beflügeln bzw. Basisleistungen erbringen kann. So berichtete Arno Schmidt aus Rüscheid über die Vorgehensweise bei der Erstellung von Ortschroniken, während Wilfried Göbler aus Rückeroth über die ehemals preußisch-nassauische Grenze im Westerwald referierte. Manfred Krüger aus Betzdorf berichtete zudem über die Geschichte der Eisenbahnen im Westerwald. Nach Rücksprache mit den Referenten sollen die Vorträge ebenfalls auf die Homepage des Hauptvereins gestellt werden, um dort entsprechend abrufbar zu sein.

 

Zum Abschluss des offiziellen Programmteils gab es für das Landschaftsmuseum Westerwald noch eine kleine Überraschung, indem Herr Peter Nies aus Wiesbaden, Schwiegersohn von Hermann-Josef Hucke, Herrn Dr. Jungbluth das Ölgemälde „Hanfschlagen im Westerwald“ der Künstlerin Margarethe Persuhn für die Museumssammlung überreichte.