„Natur Pur“, das Motto des Wanderprogramms vom Westerwald-Verein e.V. in 2021. Es versprach interessante, außergewöhnliche Touren. Über 200 junge und jung gebliebene Wanderfreunde nahmen an insgesamt sieben Wanderungen durch den schönen Westerwald teil. Rainer Lemmer, Fachbereichsleiter Wandern & Freizeit hatte alle Touren geplant.
Wegen der Pandemie musste die Anzahl der Teilnehmer beim ersten Wanderwochenende im Juni auf 20 begrenzt werden. Gemeinsam mit Eberhard Ullrich, Fachbereichsleiter Wege, begrüßte Lemmer bei der ersten Wanderung am 5. Juni 20 Mitwandernde zur „Schatzssuche“ bei Daaden. Auf der Tour W1 „Der Schatz im Silbersee“ gab es viel zu entdecken. Der eigentliche Schatz des Sees ist das ca. 18 ha große Naturschutzgebiet, welches schon 1990 ausgewiesen wurde. Es bietet Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Um dieses ökologisch besonders wertvolle Biotop zu schützen, besteht im Zeitraum von 1. April bis zum 31. August ein absolutes Betretungsverbot für den Talkessel.
Die Wanderung führte vom Naturdenkmal Hüllbuche in Daaden zum Hohenseelbachskopf und dem "Silbersee" im Naturschutzgebiet Mahlscheid. Wohlbehalten, voller Begeisterung und ohne nass geworden zu sein, trafen die Wanderer wieder am Startpunkt ein, nicht ohne vorher noch einmal das „Auge Gottes“ und den „Baum der müden Wanderschuhe“, in Augenschein genommen zu haben.
Etwas ganz besonderes hatte sich Lemmer, für die zweite Wanderung am 6. Juni ausgedacht. Schon am Titel der Wanderung: W2 „Licht am Ende des Tunnels - wandern über & unter Tage“ und dem Hinweis „bitte Taschenlampe!“ nicht vergessen, konnte man erahnen, dass im hessischen Langenaubach eine besondere Wanderstrecke erwandert werden sollte. Am Startpunkt der Wanderung trafen sich 17 Teilnehmer bei stark bewölktem Himmel und Nebel. Anfangs noch auf breiten Wegen führte Lemmer die Gruppe auf wirklich schmalen und kaum zu erkennenden Pfaden durch Brennnesseln, über umgestürzte Bäume und ein wenig querfeldein zum Höhepunkt der Wanderung: dem östlichen Tunneleingang des ehemaligen Reichsbahntunnels bei Breitscheid. Hier wurden dann die „Taschenlampen“ angeschaltet. Begleitet von einem frischen Luftzug wanderte die Gruppe, auf den Spuren des "Balkan Express" durch den Tunnel. In der Tunnelmitte im Schein von Stirn- und Taschenlampen erzählte Lemmer die Geschichte von Bau und Nutzung des Tunnels. Nach rund einem Kilometer wurde das westliche Tunnelportal mit dem idyllischen Aubachtal und dem Naturdenkmal Heidenhäuschen erreicht. Sehr zaghaft kam die Sonne mal hervor und erlaubte bei guter Sicht von der Raststation „Wildweiberhäuschen“ beeindruckende Weitsichten.
Mitten im Tertiär-, Industrie- und Erlebnispark Stöffel durften Kinder mit ihren Geschwistern, zusammen mit ihren Eltern und Großeltern am 11. Juli bei der ersten Familien-Erlebnis Wanderung "Auf den Spuren der Steffi Stöffelmaus“ die Natur mit allen Sinnen erleben.
Auch wenn das Wetter nicht so mitspielte hatten die Kinder im Alter von 4 - 10 Jahren mit ihren Eltern und Großeltern jede Menge Spaß. An diesem Tag wurden Neugier, Begeisterung und die Entdeckerfreude geweckt – nicht nur bei den Kindern!
Aufgrund der großen Nachfrage dieser Familien-Erlebnis-Wanderung des Westerwald-Vereins führte Rainer Lemmer in Kooperation mit dem Stöffel-Park eine zweite Veranstaltung dieser Art im Oktober durch, die, wie auch die erste Familien-Erlebnis-Wanderung, für viele glückliche Gesichter sorgte.
Am 28. August beteiligten sich 36 Wanderer an der Tour „Der goldene Reiter und die Watzenhahner Riesen“. Sie führte auf ca. 16 km vom Start- und Zielpunkt in Weltersburg rund um den Watzenhahn. Viel Wissenswertes zur Geschichte der Burgruine auf dem Küppel bei Weltersburg, den geologischen Besonderheiten dieses neu konzipierten Geopfades entlang der Strecke, sowie Sagen und Mythen begeisterten die Wanderfreunde. Leider trübte ein Wolkenverhangener Himmel die ansonsten phantastische Aussicht vom Burgberg Weltersburg in das Elbbachtal und Limburger Becken. Der rund 50 km entfernt gelegene große Feldberg im Taunus versteckte sich ebenfalls in den tiefhängenden Wolken.
Nach der Rast mit Rucksackverpflegung, dem Kennenlernen der „Belladonna“ (Tollkirsche) und dem Besuch der Watzenhahner Riesen im Steinbruch, führte die Wanderung nach Willmenrod und hinein in den Dauerregen. In Willmenrod lüftete dann Lemmer das Geheimnis um den „Venezianischen Weihnachtsschmaus“, das „Arabische Reiterfleisch“ u.v.m. Willmenrods berühmter Bürger und erster Fernsehkoch Deutschlands Clemens Hahn, besser bekannt als Clemens Willmenrod, hatte diese Gerichte mit den Phantasienamen in den 1950er Jahren neben dem fast schon legendären „Toast Hawai“ und den „Gefüllten Erdbeeren" erfunden. Auf dem Friedhof gedenkt die Gemeinde ihrem berühmten Bürger mit einem Gedenkstein.
Am Geotop und Naturdenkmal Kranstein, konnte die Wandergruppe sehr gut erkennen wie vor Millionen von Jahren in einem Vulkan das heiße Magma aus dem Erdinnern in einem fächerförmiger Schlot an die Oberfläche getrieben wurde und dann zu Basalt erkaltete. Auf den letzten Metern der Rundwanderung zeigte sich das Wetter auch wieder versöhnlicher und Sonne und ein wenig Himmelblau rundeten eine tolle Wanderung ab.
Am Sonntag den 29. August stand die Tour W5 „Hoch hinaus auf dem Butterpfad“, auf dem Programm. Sie führte über 18 km rund um die mit 400 m höchstgelegene Gemeinde des Kreises Neuwied, Kurtscheid.
Die angekündigten super Fernsichten mit Siebengebirge, Westerwald, Taunus…, wahnsinns Blick vom Aussichtsturm …, blauer Himmel und Sonnenschein …, staubtrockene Wege … hatte man alles nicht! Dafür aber: eine Super motivierte Wandertruppe bei andauerndem Regen, die weder Wind, Wasser oder verschlammte Wege und riesige Pfützen schreckten.
Leider entsprach die Wettervorhersage vom Vortag der Realität. Nebel, Nieselregen der langsam in Dauerregen überging und ein kalter Wind empfing 30 gut gelaunte aber bestens ausgerüstete Wanderer. Über weite Strecken führte die Wanderung durch Laubwälder, die zwar nicht den ganzen Regen abhalten konnten, aber irgendwie war es auch für viele eine tolle Erfahrung über zermatschte Wege zu wandern, große Pfützen zu queren und bei all dem das plätschern des Regens auf den Blättern des Waldes und auf den Schirmen zu hören.
Neben dem Keltischen Hügelgräberfeld sowie der Rekonstruktion eines Grabhügels und der Geschichte über die Grabungen an der Alten Burg bei Bonefeld waren die Bergbautätigkeit im Fockenbachtal und die Grube Georg in Willroth weitere Höhepunkte der Wanderung.
An der Grube Louisenglück, am Alexanderstollen, sowie am Standort der ehemaligen Kupferverhüttungen im Tal erläuterte der an Bergbaugeschichte interessierte Andre Hauptmann die Zusammenhänge im Bergbau. Als Anschauungsmaterial für die hier geförderten Metalle hatte er einen aufgeschlagenen Erzbrocken dabei. Von außen eher unscheinbar und schwer an Gewicht konnte die Wandergruppe im Inneren des Steins Eisenerz, Mangan, Kupfer und Pyrit deutlich erkennen.
Fazit eines Wanderers: Super informative Wanderung in toller Gegend mit einem ganz schönen knackigen Anstieg auf den letzten Metern
Als Zugabe zum Ende der Wandersaison, erwanderten 43 Wanderer den Wanderweg SP8 „Kackenberger Stein, große Nister und zurück“ des neuen Wanderwegkonzeptes „Gemaahnsweschelscher“ in Stockum-Püschen.
Auch für 2022 hat Rainer Lemmer wieder ein interessantes Wanderprogramm ausgearbeitet. Weitere Einzelheiten zu den geplanten Wanderungen werden Ende Januar 2022 auf www.westerwald-verein.de und www.typisch-westerwald.de/Termine/ veröffentlicht werden.
Alle Fotos von Rainer Lemmer